Offener Brief an die Sparkasse Erlangen z. Hd. VM Herrn Paulus Rohmer VM Herrn Gebhardt Hugenottenplatz 5 91054 Erlangen

 

Dormitz, 20.12.2015

Sehr geehrter Herr Paulus-Rohmer, sehr geehrter Herr Gebhardt,

die Sparkassen werben gerne mit ihrer Verbundenheit zu kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie der Nähe zur Region. Ich selbst bin seit fast 40 Jahren Kunde der Sparkasse Erlangen. Den Großteil meiner Immobilienfinanzierungen sowie alle geschäftlichen Aktivitäten meiner Firmengruppe habe ich bislang über die Sparkasse Erlangen abgewickelt.

So war es selbstverständlich für mich, meiner Tochter bei ihrer Firmengründung ebenfalls die Sparkasse Erlangen als Hausbank zu empfehlen. Die Beratung und Hilfestellung des damaligen Geschäftskundenberaters haben wir als kompetent und engagiert schätzen gelernt.

Bei der Auswahl der notwendigen Versicherungen haben wir uns ebenfalls von der Sparkasse Erlangen beraten lassen. Wir sind davon ausgegangen, dass auch hier eine professionelle, ehrliche Beratung erfolgt. Dass ich dies meiner Tochter empfohlen habe, bereue ich zutiefst.

Meine Tochter hat über die Bayern Versicherung, die von der Sparkasse empfohlen wurde, unter anderem sowohl eine Diebstahlversicherung für die Ware der Optikmeisterei, als auch eine Umsatzausfallversicherung abgeschlossen. Spezielle Sicherungsauflagen hinsichtlich Alarmanlagen o.ä. bestanden seitens der Bayern Versicherung nicht. Außerdem wurde meiner Tochter noch eine Betriebshaftpflicht und eine Risikolebensversicherung empfohlen, die sie dann ebenfalls abgeschlossen hat.

Im so genannten Beratungsgespräch, bei dem ich zugegen war, wurde uns bestätigt, dass die Ware, der Verkauf und das junge Unternehmen als Ganzes perfekt versichert seien. Die Beraterin, Frau K. erschien uns als Versicherungsfachwirtin und Mitarbeiterin der Sparkasse glaubhaft.

Am 21.04.2015 wurde das Geschäft meiner Tochter von einer organisierten osteuropäischen Einbrecherbande (so die Vermutungen und Ermittlungen der Kripo) vollständig ausgeraubt. Nennenswerte Einbruchspuren konnten nicht festgestellt werden. Neben den polizeilichen Ermittlungen fand dann nochmal eine Ermittlung durch einen Inspektor der Versicherung statt. Es wurde zweifelsfrei festgestellt, dass es sich um organisierten Bandenraub handelte.

Den Schaden, deutlich über 100.000 Euro haben wir über die Sparkasse der Bayern Versicherung gemeldet. Dann passierte monatelang – nichts. Stellen Sie sich das bitte vor, sehr geehrte Herren Vorstände, eine junge Unternehmensgründerin, zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt, die all ihren Mut und jeden bis dahin gesparten Cent investiert, mit Gründungsdarlehen über 200.000 Euro, abgesichert über eine Bürgschaft der Familie, wird wenige Monate nach der Eröffnung vollkommen ausgeplündert. Der Schaden liegt bei mehr als 100.000 Euro. Und es passiert nichts. Woher soll das Geld für neue Ware kommen?

Unser neuer Firmenkundenberater hat uns einen Dispokredit angeboten. Hier liegen die Zinsen der Sparkasse gerne mal zwischen 10 und 12% im Jahr. Einfach gerechnet ca. 1000 Euro Zinszahlung pro Monat. Das ist nur für die Sparkasse ein blendendes Geschäft. Die wirtschaftliche Existenz meiner Tochter wäre an diesem Punkt am Ende gewesen, keine Liquidität, um Ware zu beschaffen, keine Ware und zusätzlich 200.000 Euro Schulden für die Geschäftsausstattung, den Umbau und das erste Warenlager, da bleibt nur die Privatinsolvenz. Die Sparkasse hätte sich in diesem Fall durch die Bürgschaft, ohne die die Gründung unmöglich gewesen wäre, bei dem Vermögen der Familie bedient.

Meine Tochter wäre für den Rest Ihres Lebens ruiniert gewesen.

Deswegen war es für meine Frau und mich keine Frage, dass wir unsere Altersvorsorge auflösen, um die Liquidität für neue Wareneinkäufe herzustellen. In der ganzen Zeit hat sich im Übrigen kein Berater bei meiner Tochter blicken lassen.

Rund 6 Monate später, haben wir den endgültigen Bescheid der Bayern Versicherung erhalten, dass kein Cent für die entwendete Ware und ebenfalls kein Cent für den Umsatzausfall bezahlt werden wird, da keine Einbruchspuren nachweisbar sind.

Die Polizei hat uns mitgeteilt, dass inzwischen sehr oft mit speziellem Werkzeug die Schlösser einfach aufgemacht werden, ohne das Spuren hinterlassen werden. Vermutlich trifft es noch viele Händler, die gar nicht ahnen, dass sie gegen diese Art von Raub nicht versichert sind.

Die Umsatzausfallversicherung kommt, wie uns ein Fachanwalt inzwischen erklärt hat, praktisch nie zum Tragen, hier müsste meine Tochter nachweisen, dass die Kunden während der Zeit, in der der Laden ohne Ware war, nicht später doch gekauft haben. Das ist so schwachsinnig, wie es sich liest. Wie soll man bei Kunden, die nicht kaufen, den Nachweis erbringen, dass sie bei vorhandenem Sortiment doch gekauft hätten?

Wenn ich über die Beratungsleistung durch die Mitarbeiterin der Sparkasse nachdenke, drängen sich mir zwei Gedanken auf:

  • Entweder hatte die Beraterin keine Ahnung über die Produkte, die sie verkauft oder
  • sie nimmt die Falschberatung billigend in Kauf, weil die Provisionen für die Sparkasse verdient werden müssen.

Die Risikolebensversicherung wurde für einen Zeitraum bis zum Renteneintritt meiner Tochter in 40 Jahren verkauft, „um die Kredite abzusichern“. Für die Kredite gibt es klare Rückzahlungstermine. Richtig wäre gewesen, die Risikolebensversicherung im Wert fallend zu konzipieren, damit parallel zur Rückzahlung der Darlehen die Versicherungssumme sinkt und damit auch die Versicherungsprämie. In keinem Fall sinnvoll ist eine Risikolebensversicherung mit über 40 Jahren Restlaufzeit für eine Frau im Alter von 23 Jahren. Auch hier drängen sich mir wieder zwei Gedanken auf, wenn ich versuche, die Fehlleistung zu verstehen:

–             Entweder hat die Beraterin keine Ahnung über die Produkte, die sie verkauft oder

–             sie nimmt die Falschberatung billigend in Kauf, weil die Provision für die Sparkasse verdient werden muss.

Aber das war noch nicht alles. Bei der Zahlung der Versicherungsprämie wurde, ohne weitere Nachfrage und ohne über die Folgen aufzuklären, „monatlich“ angekreuzt. Das führt bei Versicherungen zu einer um 5-7% höheren Jahresprämie, was einer effektiven Verzinsung von 11,35-16,14% entspricht. Meine Tochter hat umfangreiche betriebswirtschaftliche Kenntnisse – niemals hätte sie in Kenntnis der höheren Prämie einer monatlichen Zahlung zugestimmt, das ist nur für die Versicherung ein gutes Geschäft. Und wieder drängt sich die Frage auf:

–             Entweder hat die Beraterin keine Ahnung über die Produkte, die sie verkauft oder

–             sie nimmt die Falschberatung billigend in Kauf, weil die Provision für die Sparkasse verdient werden muss.

Bei dieser Vielzahl an Fehlleistungen fällt mir es allerdings inzwischen schwer, an Ahnungslosigkeit oder Fahrlässigkeit zu glauben.

Die Konten meiner Tochter sind durch familiäre Unterstützung ausgeglichen, erwähnen möchte ich noch, dass sich niemand mehr aus der Sparkasse um die Angelegenheit gekümmert hat, man hat den Fall ad acta gelegt.

Mein Vertrauen in die Kompetenz und in die Integrität der hier beteiligten Mitarbeiter der Sparkasse Erlangen ist nachhaltig zerstört. Leider bin ich noch durch jahrelange Darlehensverbindlichkeiten an die Sparkasse Erlangen gebunden. Ich werde so schnell mir dies möglich ist, meine private und geschäftliche Geschäftsverbindung zur Sparkasse Erlangen reduzieren. Manches gestaltet sich hier schwierig. So habe ich meine Brandversicherung bei der Bayern Versicherung gekündigt, die Versicherung nimmt die Kündigung erst an, wenn die Sparkasse, die den Vertrag vermittelt hat, der Kündigung zustimmt. Ich brauche also für die Kündigung des Vertrages die Zustimmung desjenigen, der den Vertrag verkauft hat. Ein interessantes Geschäftsmodell.

Sie werben mit dem Slogan „Bayern Versicherung, ein Stück Sicherheit“. Für meine Familie und mich ist das Vertrauen in die Sparkasse und die Bayern Versicherung zerstört. Ich wünsche mir, dass viele Familien, Selbständige und Unternehmer unseren Fall zum Anlass nehmen und ihre Versicherungen genau prüfen und im Zweifel dem Berater, der in Wirklichkeit ein Verkäufer ist, besser nichts glauben und in jedem Fall ein oder besser zwei Wettbewerbsangebote einholen.

Mit den besten Wünschen

Walter Trummer

106 Antworten auf „Offener Brief an die Sparkasse Erlangen z. Hd. VM Herrn Paulus Rohmer VM Herrn Gebhardt Hugenottenplatz 5 91054 Erlangen

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    1. Hallo, Herr Thorn,
      von einem Vergleich oder auch nur einer Entschuldigung sind wir Lichtjahre entfernt. Ich darf über den Verlauf des Gespräches keine Informationen geben, kann Ihnen aber sagen, dass ich nach den Erfahrungen dieses Gespräches mit aller Kraft an dem Wechsel von der Sparkasse arbeite.

      1. Hallo Herr Trummer,
        vielen Dank für Ihre Antwort. Ich drücke Ihnen und Ihrer Tochter die Daumen dass noch ein tragfähiger Kompromiss gefunden wird.

        Nachdem ich ja ein komplett Außenstehender bin würde mich natürlich die Sicht der Sparkasse auch interessieren. Nur wenn beide Seiten bekannt sind kann man sich ein gutes Bild machen.

        Falls Sie noch auf der Suche nach einer Bank sind, mit der Sie gut arbeiten können – ich kann Ihnen gerne Kontaktdaten meiner Hausbank weitergeben (die haben mit mir bzw. jetz mit ILSE alles mögliche mitgemacht, sehr gute und schlechte Zeiten und waren immer fair). Keine Angst, ich bin nicht vewandt/verschwägert noch erhalte ich Provisionen ….

        Meine Email-Adresse (falls Sie interesse haben) haben Sie ja mit der Kommentaranmeldung von mir bekommen.

        Viele Grüße
        Peter Thorn

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